Von der 2er: Abroller aus Backpin oder Frontpin?

MStolpmann

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Hallo liebe Kicker-Gemeinde,

ich trainiere in letzter Zeit sehr intensiv das Rausspiel von der 2. Ja, ich weiß, dazu gibt es schon hier und an vielen anderen Stellen im Web unzählige Beiträge, welche Möglichkeiten fürs Rausspielen zur Verfügung stehen. Einige Seiten und Beiträge sind quasi ein Muss wie die drei Teile zum "guten Rauskommen" von Lukas Übelacker auf http://ungeblogtkickern.blogspot.de, andere ein Kann und wieder andere ein "braucht es nicht wirklich". In allen Beiträgen werden einige Teile meines Themas aufgegriffen, doch nirgendwo wird das in den Mittelpunkt gestellt, was ich gerne betrachten will - einen Vergleich zwischen Backpin und Frontpin als Setup für den Abroller von der 2. Bei diesem Vergleich soll dem Punkt "Problem beim Gegner" das Kern-Augenmerk verliehen werden. Mit anderen Worten: Mir geht es darum, in Erfahrung zu bringen, ob der Gegner aus dem Backpin oder aus dem Frontpin größere Probleme bekommt - beim Blocken, versteht sich.
Warum lasse ich Zieher/Schieber komplett weg? Ganz einfach: Weil mein rechtes Handgelenk schon den Versuch strikt ablehnt, es mit Zieher/Schieber bekannt zu machen. Von "darin wohnen lassen" ganz zu schweigen... :roll:
Deshalb habe ich von Anfang an auf den Abroller aus der Abwehr heraus gesetzt.
Und das bringt uns auch zurück zum Thema: Aus welchem Setup heraus - Backpin oder Frontpin, welches verursacht man nun beim Gegner größere Probleme???
Ich nehme an dieser Stelle vorweg, dass alle Antworten wie "spiele doch einfach das, was Dir leichter fällt oder was Du schöner findest, etc." zwar durchaus richtig sind, aber an der Fragestellung vorbeigehen. Ich will ja wissen, womit Gegner mehr Probleme bereitet werden können und nicht, welches Setup mir leichter fällt - das weiß ich ja sowieso... ;-)
Wie komme ich überhaupt auf diese Fragestellung? Ich hatte bis vor einigen Wochen den Frontpin als Setup und hatte bis dahin auch voll und ganz mit dem Setup trainiert. War auch OK so, aber wie es der Zufall eben manchmal so will, habe ich vor knapp 4 Wochen was über den Backpin als Setup für den Abroller von der 2 aus mitbekommen. Nach kurzem Bemühen des Herrn Google hatte ich als Referenz dafür den Sportsfreund Silvan Zuber - einige YouTube-Videos (wie z. B. das hier: https://www.youtube.com/watch?v=2fuaz7Mf7DA) später war klar, dass ich das unbedingt am Tisch ausprobieren MUSSTE, denn was der Silvan Zuber da von der 2 aus schießt, das grenzt an Gemeinheit... :anbet:
Einige intensive Trainingseinheiten später stelle ich nun fest, dass das Backpin-Setup durchaus eine Alternative sein könnte, allerdings auch einige gravierende Schwierigkeiten mit sich bringt. Aktuell sehe ich folgende
1. Vorteile:
- die Winkel sind anders als aus dem Frontpin-Setup, wodurch es gut möglich ist, dass der Gegner das eine oder andere Mal überrascht wird
- die Banden scheinen sich einfacher schießen zu lassen
- der Schuss ist härter, weil der Ball tendenziell weiter hinten getroffen wird am Abschusspunkt als beim Frontpin-Setup
- Drücker als "Bananenpass" auf die 5 oder die 3 möglich, wenn ohne Ansatz wie hohen Kraftaufwand ausführbar
2. Nachteile:
- sehr hoher technischer Anspruch, weil der Ball zum einen aus dem Lauf heraus geschossen werden muss und zum anderen schräg von hinten nach
vorne läuft - für das Timing zum Treffen des richtigen Abschusspunktes wird hier vermutlich die meiste Trainingszeit eingesetzt werden müssen
- direkter, gerade und ansatzlos geschossener Ball wie beim Kurbel im Frontpin unmöglich, deshalb keine ansatzlos schießbare Passoption verfügbar
- bei verpasstem Abschusspunkt ist der Ballverlust höchstwahrscheinlich - im schlechtesten Fall rollert der Ball direkt auf die 3 des Gegners

Mein Zwischenfazit wäre, dass das Backpin-Setup sehr viel Potenzial verspricht aber wegen des scheinbar höheren technischen Anspruchs folgerichtig auch eine höhere Trainingszeit abverlangt. So viel zur Technik selber. Den Kern der Betrachtung beleuchtet das aber trotzdem nicht - nämlich: Was macht sich der Gegner daraus???
Denkt sich der Gegner "ha, Backpin à la Silvan Zuber - den block ich komplett weg"???
Oder eher so was wie "hä, was treibt der denn da für komische Sach.... - rumms, Tor"???

Jetzt seid Ihr dran, liebe Tischfußballer, bitte helft mir, indem Ihr einfach aus Eurem Erfahrungsschatz berichtet, welches Setup zu mehr Problemen beim Gegner führt... ;-)

Viele Grüße
Marc
 

gene

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Hi,

persönlich bevorzuge ich die Backpin-Variante.
Jedoch sind beide Varianten sehr effektiv.

Ich denke es kommt hier auf die Kombination von 2 Faktoren an.
Zum einen auf den Gegner. Zum Anderen und was viel wichtiger ist auf die Vorbereitung.
Da der Stürmer an sich "nichts anderes" macht als dein Muster zu erkennen und seine Stellung darauf hin anzupassen.
Wenn die Vorbereitung eindeutig ist und den Verteidiger in eine Situation zwing, in der er nur eine geringe Anzahl an Spielmöglichkeiten hat,
kann man davon ausgehen, dass der Schuss eher geblockt wird.
Daher denke ich ist das Entscheidende für welche der Technik man eine "bessere" Vorbereitung hat.
 

tomsta

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Aus meiner Sicht ist der Backpin die schlechtere Variante, abgesehen von Silvan Zuber und unserem Doppel-Weltmeister Jörg Harms (y) wird sie meines Wissens auch kaum gespielt. Das ist eigentlich das beste Indiz dafür, dass es bessere Variante gibt. Natürlich lässt sich mit Motivation und Ehrgeiz ein ordentliches System daraus entwicklen und wenn dir der Schuss Spaß macht, fang an ihn zu trainieren, aber der Aufwand ist höher als bei anderen Schüssen. Die Nachteile hast du ja schon beschrieben, der höhere technische Anspruch und die fehlende gerade Variante wiegen aus meiner Sicht schwer. Dass Banden leichter zu schießen sind, würde ich bezweifeln, auch die Schusshärte beim Pinshot würde ich zumindest gleichwertig einordnen. Vorteil sind aus meiner Sicht vor allem die leicht schrägen Varianten.
 

Renerico

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Für mich persönlich ist Tic-Tac von hinten raus in der Praxis das mit Abstand stärkste System. Ich sage nicht, dass Tic-Tac theoretisch am stärksten ist, aber es ist am vielseitigsten und die Gegner verteidigen dagegen erfahrungsgemäß deutlich schwächer als gegen die häufig anzutreffenden Systeme, weshalb ich mich für Tic-Tac entscheiden würde (bzw. ich mich dafür entschieden habe).

Wenn ich mich nur für Backpin oder Frontpin entscheiden müsste, würde ich die Entscheidung davon abhängig machen, ob ich auch auf anderen Tischmodellen spielen wollte und ob ich auch viel Extratrainingszeit investieren wollte. Ohne Bandenschüsse sehe ich den Backpin als stärker an, weil Schräge leichter machbar sind. Vorne klappt Frontpin besser. Mit Banden und ohne viel Trainingsaufwand würd ich den Frontpin wählen. Aber wie gesagt, wenn ich auch auf anderen Tischen spielen wollte, sind beide Schüsse nicht besonders gut als Universalwaffe einsetzbar.

Ich hab bisher auf Bonzini, Fireball, Garlando, Leonhart, und Tornado gespielt. Insgesamt hat Pin am schlechtesten funktioniert und Pullshot am besten. Mit etwas mehr Übung, besonders auf Bonzini, dürfte aber auch Tic-Tac gut spielbar sein.
 

Thomas K.

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Spannendes Thema und allein daran, dass der aktuelle Doppelweltmeister selbst Backpin spielt, sieht man ja, dass es definitiv eine Alternative darstellen kann.

Ich finde den Backpin deswegen spannend, weil er
a) im Gegensatz zum Frontpin mehr schräge Optionen beinhaltet, gerade auch die "schräg zurück"-Schüsse sind sehr beliebt und effektiv
b) im Gegensatz zu Zieher/Schieber nicht klar ist, in welche Richtung der Ball geht - aus fast jedem Setup kann der Ball im Backpin sowohl gezogen als auch geschoben werden

So genau kann man auf die Frage, ob der Gegner bei Front- oder Backpin vor mehr Probleme gestellt wird, gar nicht antworten - denn System ist ja nicht gleich System. Gerade im Backpin gibt es viele Möglichkeiten: Silvan Zuber zum Beispiel schießt fast nur aus dem Handgelenk und von einer sehr ungewöhnlichen Position, andere wie Thierry Müller, Michael Strauss oder auch Frank Brauns nutzen sehr oft den Abroller und lassen tendenziell auch mal den Ball lange und langsam laufen.

Ich finde grundsätzlich zwei Arten von Schuss aus dem Backpin für besonders effektiv:
  • Bandenschüsse (Abroller als Schusstechnik)
oder
  • schräg gegen den Lauf gebrushte Schüsse (Handgelenk)
Beides deswegen, weil der Ball beim Schuss noch nicht wieder unter die Stange und erst recht nicht vor die Stange gelaufen ist, sondern noch hinter der Stange ist. Dadurch hat die Figur beim Kontakt zum Ball mehr Auflagefläche und dementsprechend eine bessere Kraftübertragung.

Wenn man die Techniken Abroller und Brush so gut beherrscht, dass man diese aus dem Lauf heraus ausführen kann, lässt sich schon recht einfach ein gutes System bauen: mit der oberen Figur im Backpin klemmen (ungefähr am verlängerten 5er-Eck), Ball leicht nach vorne durch die Mitte rollen lassen und besonders auf den Moment achten, in dem der Ball auf dem Mittelpunkt steht. Da kann der Gegner nun entweder die Brushs decken (Stürmer steht vor dem Ball) oder beide Banden (zwei Stürmer stehen im Dreieck zum Ball) - alles zusammen geht nicht. Natürlich kann der Goalie das durch den Stürmer offen gelassene noch abdecken, aber man kommt mit diesen einfachen Optionen meist schon raus, was ja die Hauptsache ist. Tore schießen geht dann meist durch überraschende Aktionen, wie zum Beispiel: Ball ist in der Ausgangsposition, verlängertes 5er-Eck, man lässt ihn nach oben laufen und schießt schräg zurück ins kurze/lange Eck; oder man lässt den Ball einfach durchlaufen auf die untere Figur und schießt mit dieser eine Bande (Brush ist dann schon relativ schwer, weil der Ball zu weit nach vorne gelaufen ist).
Auf niedrigerem Niveau ist das schon ausreichend, um wirklich Gefahr auszustrahlen, denn die Banden müssen ja auch erstmal wirklich gedeckt sein (Ball läuft, verschiedene Winkel). Auf höherem Niveau ist die Schwierigkeit, dass der Gegner nicht erkennt, wann man einen Brush (-> Handgelenk) oder Bandenschuss (-> Abroller) machen will.

Man kann auch ein System, das nur aus Handgelenksschüssen besteht, auf recht hohem Niveau problemlos spielen: Ball ist unter der unteren Figur und nun gibts zwei Möglichkeiten - entweder nach unten ziehen, dann schräg zurück (im dem Fall schräg nach oben) schießen oder nach oben schieben und alle möglichen Varianten schießen: kurz gerade, kurz schräg ins Lange, mittig gerade, mittig schräg ins Lange, mittig schräg zurück (in dem Fall nach unten), usw.; der Gegner weiß hier meist gar nicht, welches Deckungssystem er benutzen soll, denn speziell der "lang nach oben gezogen und dann schräg zurück ins kurze Eck" ist mit einem statischen Blocksystem nicht zu verteidigen, will man nicht gleichzeitig viele andere Lücken aufmachen.

Im Endeffekt geht es in bei jedem System darum, dass man ansatzlos (der Vorredner schrieb diesbezüglich von Vorbereitungen, die man für den Schuss braucht) mehrere Lücken bedienen kann. Je mehr Lücken man ansatzlos bedienen muss, damit das System funktioniert, umso höher der Trainingsaufwand - bei meinem zuerst beschriebenen System sind das auf jeden Fall nicht halb so viele wie bei letzterem.

Ich glaube auch nicht, dass der Backpin exorbitant mehr Training benötigt als andere Schüsse - ganz im Gegenteil. Anfängern bringe ich gerne nach dem einfachen Rechtslangpinshot den Backpin bei, man lernt schnell Ballgefühl und immanent wichtige Techniken wie Brush werden auch gleich integriert - das erhöht die Motivation und gerade durch die Vielseitigkeit ist, finde ich, das Training insgesamt effektiver als bei anderen Schusssystemen.

Zumindest auf Ullrich lässt sich mit Backpin ziemlich gut spielen, wer schon mal gegen den Schweizer Christoph Zimmermann gespielt hat wird das auf jeden Fall nie wieder unterschätzen: https://www.youtube.com/watch?v=wRaJHiu96m0
 
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