Hi Frank, ich gehöre mit meinen 48 Jahren auch schon zum "alten" Eisen und habe früher auch rebelliert und bin mit meiner Überzeugung angeeckt (ob bei Demos auf der Straße oder anderswo) - aber die Zeit ist eine andere geworden und die Gesellschaft hat sich gewandelt (mal ganz unabhängig davon ob ich das gut oder schlecht finde). Das Medium Demo scheint nicht mehr zeitgemäß, die Jugend postet heute ihre Meinung/Überzeugung bei Facebook.
Ich habe beruflich viel mit jungen Menschen zu tun - bin Sozialpädagoge und Familientherapeut und habe viele Jahre mit Jugendlichen auf der Straße gearbeitet, bevor ich jetzt seit ca. 12 Jahre aufsuchend mit Familien arbeite (in Beratung und Therapie). Kenne also viele der Situationen die du beschreibst und kann das erstaunen und die Unverständnis nachvollziehen. Aber wer ist denn dafür verantwortlich?! - das sind doch wir, die Generation der 40 - 50 jährigen (mit ein paar Ausrutschern nach oben oder unten), die dafür gesorgt haben das es so ist wie es gerade ist.
Nicht die Jugend, sondern wir als Eltern, Lehrer, Ausbilder, natürlich die Politik usw. sind dafür verantwortlich - nicht die Jugend, die wurde und wird da hineingeboren und kennt dementsprechend natürlich nichts anders. Wir (unsere Generation) haben die Aufgabe die Jugend zu erziehen und da wurde oftmals versagt - ich kann Jugendlichen nicht vorwerfen lustlos zu sein, sich für nichts zu interessieren, wenn wir als Vorbilder dies vorleben - ich war z.B. mal mit einem betreuten Jugendlichen auf einem Elternsprechtag - und war dort der einzige, kein andere Elternteil war zu sehen - weiß nicht warum das so ist, aber ich weiß genau das dafür nicht die Jugendlichen verantwortlich sind. Es fehlt einfach eine verantwortungsvolle Instanz die auf das Leben vorbereitet, das können die nicht selber - woher auch ?? Aber wer macht es denn wenn Eltern, Schule und Politik versagen. Die Schere, ob wirtschaftlich, finanziell oder schulpolitisch, klappt zu sehr auseinander - die Extreme (nach oben oder unten) nehmen zu - das normale Bildungsbürgertum gibt es nicht mehr bzw. kaum noch.
Wir stammen doch noch Großteils aus der No-Future-Generation, die so um 1978 ihre Anfänge hatte - und scheinbar haben viele der damaligen (und jetzt Alten) diese Einstellung noch nicht abgelegt.
Irgendwo in einem posting schreibst du:
"Die Bereitschaft, sich von jemand anderem was sagen zu lassen, also beibringen zu lassen, ist deutlich gesunken. Man ist schon von Geburt an der Oberblicker." Das ist kein Privileg der Jugend (ein Oberblicker zu sein), das können einige Alte
auch ganz gut. Auch bei dir, klingen deine postings oftmals oberlehrerhaft (wie du ja auch schon deine eine oder andere mal selber betont hast). Und ich glaube hier liegt das Problem das ich oftmals mit deinen Aussagen habe. Wenn ich jemanden etwas zeigen möchte, beibringen will, dann muß ich nicht (übertrieben gesagt) mit dem Finger in der Wunde bohren - ich bin auch ein Freund klarer (oftmals auch klarster) Worte - ich bin kein pädagogischer Quasseler - aber ich bin in meinem Verständnis einem anderen gegenüber erst einmal Wertschätzend.
Gruß Ralf
P.s.: Auch bei mir heißt es noch "hau ab" wenn mich einer der Jungs (oder Mädels) aufregt - und wenn die in meiner Beratungszeit ihr Handy rausholen, dann nehme ich es ihnen ab - aber ich kläre halt
meine Regeln im Vorfeld ab, damit sie wissen auf was sie sich einlassen. Ich denke wir sind in unserer Meinung hier Da Core (im übrigen vom französischen d´accore abstammend
), auch in der Hammersache - nur unsere Art und Weise, damit umzugehen, ist eine andere.