Kickertisch selber bauen mit Anleitung - Teil 1

Dako

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Kickertisch
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1. Das Konzept
Mit dem nachfolgenden Bauplan entsteht ein einfach konstruierter (und daher relativ einfach nachzubauender) Kickertisch. Die Maße entsprechen einem typischen Soccer-Tisch – der Tisch ist daher voll kompatibel zu Soccer-Figuren und -Zubehör der Markenhersteller. Der Korpus besteht in Modulbauweise aus zwei Torkästen und zwei Seitenwänden, die mit Hilfe von Gewindestangen zusammengehalten werden. Die geraden Beine sind von innen an den Korpus gesetzt. Die Ballentnahmeöffnungen liegen im Bereich der Torkästen auf der Seite, die den nächsten Balleinwurf hat. Der Tisch ist vollständig zerlegbar – alle Bauteile sind zu Wartungszwecken zugänglich. Die Konstruktionsweise benötigt an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Materialaufwand, als unbedingt sein müsste – erstens bringt das aber Gewicht (und Gewicht ist gut) und zweitens führt die Art der Konstruktion so von selbst zu hoher Maßgenauigkeit und rechten Winkeln. Das Ergebnis braucht sich daher vor einem fertig gekauften Kickertisch nicht zu verstecken und ist den typischen Ebay-China-Modellen jedenfalls haushoch überlegen.

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Benötigtes Werkzeug
  • Oberfräse mit Kopierführung, Nutfräser, Bündigfräser, Fasenfräser
  • Stichsäge
  • Excenterschleifer
  • Bohrmaschine, Bohrständer
  • einige Schraubzwingen – zur Not tun es einfache Zwingen aus dem 1-Euro-Shop
Zur Not können Stichsäge, Excenterschleifer und Bohrständer durch manuelle Lösungen ersetzt werden. Die Oberfräse kann ggf. durch eine Handkreissäge mit Schnitttiefenverstellung (für die Nuten) ersetzt werden. Die Lagerbohrungen können ggf. mit einem Forstner-Bohrer gebohrt werden – um auf das für Leonhart-Lager benötigte „krumme“ Maß von 27,5 mm Durchmesser zu kommen, müsste dann eine Feile, ein Dremel mit Schleifrolle oder einfach Schleifpapier (macht aber gar keinen Spaß) zum Einsatz kommen.

2. Das Material
Alle Sichtflächen des Korpus werden aus Birke-Multiplex angefertigt. Nur die nicht sichtbaren Innenkonstruktionen der
Torkästen werden aus Mitteldichter Faserplatte (MDF) angefertigt. Das Beingestell besteht aus Buche-Leimholz. Um es etwas
leichter zu haben (und für größere Präzision der Bauteile), greifen wir beim Korpus-Material auf Plattenmaterial aus dem
Holzzuschnitt (Baumarkt oder Holzhändler) zurück.

Im Bauplan wird auch auf eine Beschichtung der Innenbanden mit einem Schichtstoff (wie z. B. Resopal) verzichtet. Wenn mit leichten Soccer-Bällen gespielt wird, ist die für den Korpus verwendete Multiplex-Platte stabil genug, die Spielbelastung auch ohne zusätzliche Beschichtung auszuhalten. Beim Spielen mit härteren und/oder schwereren Bällen wäre es dagegen doch empfehlenswert, die Innenbanden des Korpus über dem Spielfeld mit einem Schichtstoff zu beschichten. Änderungen an den Maßen sind dafür nicht notwendig, da der Spielbereich durch die Beschichtung bestenfalls 1,5 kürzer und schmaler wird. Eine solche Maßabweichung in diesem Bereich wird niemandem auffallen.



2.1. Holzschnitt und Material für Beine
Aus dem Holzzuschnitt benötigen wir:

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Weitere Holzteile, die gut aus Restholz selbst zugeschnitten werden können:

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Außerdem werden benötigt:​
  • eine kleine Platte für die Lagerschablone (Seite 3)
  • einige etwa 20 cm lange Holzleisten für die Halterungen der Queraussteifungen (Seite 4)
  • zwei Holzleisten von etwa 60 cm Länge für die Lagerung des Spielfeldes im Korpus (Seite 4)
Die Möglichkeiten zur Oberflächenbehandlung werden auf Seite 4 beschrieben. Je nach Wahl sind hier Beize, Lack, Lasur oder Öl erforderlich.

2.2. Schrauben, Gewindestangen etc.

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3. Der Bauablauf
3.1. Spielfeld


Die Maße dieses Bauplanes sind so gehalten, dass das fertige Spielfeld eines Leonhart Soccer in der Ausführung für Turniertische eingesetzt werden kann. In dieser Ausführung hat das eigentliche Spielfeld eine Einbaugröße von 68 cm x 120 cm. Dieses Spielfeld hat eine Stärke von 9 mm und geht in eine Trägerplatte von noch einmal etwa 13 mm Stärke über, die etwas größer als das Spielfeld ist. Bei den zweiteiligen Leonhart-Korpussen wird dieses Spielfeld mit dem überstehenden Rand unter das Oberteil geschraubt. Wir nutzen dagegen diesen überstehenden Rand, um die Spielfeldträgerplatte in eine Nut in unserem Korpus zu schieben. Natürlich kann man ein Spielfeld mit den entsprechenden Maßen auch selber bauen. Im Online-Shop auf tischfussball-online. com etwa ist ein 9 mm starkes Spielfeld erhältlich, dass man auf eine zusätzliche Trägerplatte in der richtigen Stärke kleben kann. Bei abweichenden Plattenstärken sind einige Maße des Bauplans entsprechend anzupassen. Ein unlösbares Problem ist das nicht, weil im Wesentlichen nur die Nuten betroffen sind, in die das fertige Spielfeld in Seiten- und Torwänden eingeschoben wird. Für die Bauanleitung greifen wir im folgenden auf das genannte Spielfeld aus dem tfoc-Shop zurück.

Fräsungen für Ecken- und Bandenanhebungen
Zunächst sind auf der Unterseite der Platte Fräsnuten für die Ecken- und die Bandenanhebung zu fräsen bzw. die vorhandenen Nuten zu vervollständigen. Das geht mit der Oberfräse oder einer Kreissäge mit entsprechend eingestelltem Tiefenanschlag. Ein moderner Soccertisch hat 20,5 cm große Tore. Die Eckfräsung für die Eckenanhebung beginnt direkt neben dem Tor und läuft dann im 45-Grad-Winkel von den Toren weg. Eine zweite Fräsnut ist für die Bandenanhebung erforderlich. Diese Erhöhung des Spielfeldes an der Bande soll verhindern, dass Bälle direkt an der Bande liegen bleiben, aber den Balllauf möglichst wenig beeinflussen. Die Fräsung für die Bandenerhöhung läuft außerdem ein wenig bis in die Eckfräsung hinein, damit hier keine "Kuhle" entsteht, wenn die Eckerhöhung auf Null ausläuft und dann die Bandenerhöhung beginnt. Das erste Bild zeigt die fertigen Fräsungen.

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Zur Tiefe der Fräsung: Das Bild einer mit Laminat beschichteten Platte lässt erahnen, wie tief diese Platte gefräst wurde. Ein MDF-Spielfeld ohne Laminatbeschichtung sollte dagegen nur gut halb so tief gefräst werden, wie die Platte stark ist. Mit weniger tiefem Fräsen ist nichts an Stabilität zu gewinnen: die Platte biegt sich dann unsauber und nicht unbedingt entlang der Fräsnut, weil beim Biegen zu viel Material unkontrolliert bricht.

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Spielfeld und Trägerplatte verkleben
Um die Eckenerhöhung und Bandenanhebung herstellen zu können, wird das eigentliche Spielfeld auf eine zweite Platte aufgeklebt. Die Erhöhungen entstehen dann durch zwischen die beiden Platten gesetzte Keile. Die Platten lassen sich gut mit Pattex verkleben. Bei der benötigten Menge nehmen wir keine Tuben, sondern Pattex aus der Dose. Beim Erwerb darauf achten, dass der Zahnspachtel im Deckel der Dose vorhanden ist. Sehr wichtig ist, dass wir den Kleber gleichmäßig, aber dünn auftragen. Hier im Forum wurde nämlich in zwei Fällen berichtet, dass sich beim Setzen der Keile zwischen den Platten beide Platten wieder voneinander gelöst haben. Dies ist sehr wahrscheinlich auf einen zu dicken Kleberauftrag zurückzuführen - die Kleberschicht zieht sich dann bei Belastung wie Kaugummi auseinander. Wir gehen daher so vor: Zunächst kleben wir das Spielfeld so ab, dass die Bereiche der späteren Anhebungen nicht mit Kleber bestrichen werden. Dann verteilen wir den Klebstoff mit dem Zahnspachtel so, wie mit Zahnspachteln gearbeitet wird - den Spachtel senkrecht halten und mit den Zähnen über den Untergrund streifen. Noch einmal: Der Kleberauftrag soll gleichmäßig (auf die Randbereiche achten!), aber dünn sein. Auf dem Bild ist zu erkennen, dass mit Klebeband kleine Hölzchen auf die Ecken gesetzt wurden. Diese Hölzchen sollen beim Auflegen des Spielfeldes als Führung dienen, damit das Spielfeld direkt in der richtigen Position auf die Platte kommt - bei Pattex ist Korrigieren nach dem Verkleben nämlich ausgeschlossen! Ansonsten bei der Verarbeitung an die Anleitung auf der Dose halten.

Eckenanhebung
Auf das Verkleben des Spielfeldes mit der Trägerplatte folgt die Erhöhung der Ecken. Die Eckerhöhung soll 10-11 mm betragen. Dazu werden passend gesägte MDF-Keile unter die Ecken geschoben und verklebt.

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Bandenanhebung
Für die Bandenanhebung werden Stücke von Keilleisten zwischen Spielfeld und Trägerplatte eingeschoben. Die Keilleisten haben ein Profil, das auf 2 cm Breite von 0 auf 8 mm ansteigt. Die Bandenanhebung soll 2 mm betragen. Zunächst markieren wir mit einem Kugelschreiber auf der Leiste, bis wohin sie eingeschoben werden muss, um eben diese Bandenerhöhung zu bewirken. Dann zersägen wir die Leiste in handliche Stücke und anschließend schieben wir sie Stück für Stück zwischen die Platten. Dabei hilft es, wenn wir den Spalt zwischen den Platten ein wenig mit dem Schraubendreher aufbiegen, damit beim Einschieben die relativ dünne Keilleiste nicht bricht. Nach dem Trocknen des Klebers können wir die überstehenden Holzleisten dann mit einem scharfen Messer an der Spielfeldkante abtrennen. Auf dem letzten Bild kann man die Bandenanhebung auf dem fertigen Spielfeld dank des entsprechenden Lichteinfalls schön erkennen.

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3.2. Rohbau Torkästen in MDF
Nun beginnt der Bau mit den Torkästen. Für die Innenkonstruktion der Torkästen benötigen wir die MDF-Zuschnitte – die Nummern in den Zeichnungen rechts entsprechen der Nummerierung im
Holzzuschnittplan.

Vorbereitung der Bauteile: In den Seitenwänden der Torkästen (Nummern 3 und 5) bohren wir Löcher gemäß Zeichnung rechts oben. In den Torwänden (Nummer 2) sägen oder fräsen wir je eine Öffnung für die Tore – siehe Zeichnung rechts. Die Toröffnung in den MDF-Platten muss ein wenig größer sein als die eigentlichen Tore, damit wir Platz für die Montage der Torrahmen haben – erst die Multiplex- Torwand bekommt einen genau bemessenen Torausschnitt.

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Die vorbereiteten Teile fügen wir mit Holzleim zusammen, wie es die Zeichnung links zeigt. Vorgehensweise: Schraubenlöcher im ersten Bauteil vorbohren, dann mit dem zweiten Bauteil passgenau zusammenlegen und ggf. mit Schraubzwingen in der richtigen Position fixieren. Bohrlöcher bis in das zweite Bauteil vertiefen. Die Bauteile auseinander nehmen, die zusammenzufügenden Stellen mit Holzleim bestreichen. Teile wieder zusammenfügen und mit Schrauben fixieren. Nach dem Abbinden des Holzleims Schrauben entfernen und die Bohrlöcher auf Holzdübelgröße erweitern. Holzdübel einleimen.

Weiter geht es mit dem Innenausbau der Torkästen. Die Bälle werden im Bereich der Torkästen auf der Seite ausgegeben, die den nächsten Einwurf hat. In den Seitenwänden der Torwände werden hier also Öffnungen benötigt. Wir sägen daher in jedem Torkasten einen Teil der Seitenwand weg, wie es die nebenstehende Zeichnung zeigt. Dabei achten wir darauf, den Ausschnitt immer auf der richtigen Seite zu sägen!
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Anschließend bereiten wir aus MDF oder irgendwelchem Restholz folgende
Bauteile vor:
Brett A) mit den Abmessungen 9 cm x 47 cm
Brett B) mit den Abmessungen 9 cm x 20 cm
Brett C) mit den Abmessungen 9 cm x 18 cm
In die Bretter B und C fräsen wir gut 5 mm tiefe Nuten, wie es nebenstehende Abbildung zeigt. Hier wird später das Prallbrett eingeschoben, das die Bälle im Torkasten nach unten lenkt. Als Prallbretter können wir Laminatreste, dünne Multiplexplatten oder anderes geeignetes Material verwenden. Faustregel: Je härter und je dünner das Material, desto höher und schärfer der Klang. Die Nuten müssen natürlich so breit sein, dass wir die Bretter einschieben können – wir orientieren uns also bei der Nutbreite an der Materialstärke unserer Prallbretter (Maß der Prallbretter – siehe weiter unten).
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Es folgt der Einbau der vorbereiteten Teile in die Torkästen. Wir orientieren uns dabei an der nebenstehenden Zeichnung. Die Bretter B und C setzen wir direkt neben die Ausschnitte in der MDF-Torwand. Brett A montieren wir anschließend so, dass zwischen Brett B und Brett A keine Bälle mehr in den Torkasten entschwinden können. Das andere Ende von Brett A endet auf gleicher Höhe wie der Ausschnitt in der Torkastenseitenwand. Erst die Seitenwand des Kickertisches wird später mit einer höher endenden Kante verhindern, dass Bälle aus der Entnahmeöffnung herausfallen. Vorgehen bei der Montage: Am besten halten wir die Bretter an die richtigen Stellen und zeichnen mit dem Bleistift einen Umriss der Montageposition auf die
Innenseite der Torwand.
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Dann bohren wir von der Innenseite des Torkastens einige Schraubenlöcher je Brett durch die Torwand. Nun sehen wir auf der Außenseite der Torkästen, wo die Schrauben eingesetzt werden müssen. Mit dem Senker sorgen wir dafür, dass die Schraubenköpfe später mit der Torwand plan abschließen – das Vorsenken muss sein, weil Schrauben in MDF eher abreißen, als dass sich die Köpfe von selber in das Material ziehen. Nun leimen wir die zu verklebenden Kanten der Bretter A, B und C nacheinander ein und verschrauben diese mit dem Torkasten.

Die Prallbretter müssen eine Größe von 24 cm x 13 cm haben. Die kurzen Seiten fasen wir mit dem Fasenfräser an, damit beim Einschieben in die schrägen Halterungen keine überstehenden Kanten stören.

Die eigentlichen Torwände bestehen aus zwei 18 mm starken Multiplex-Brettern mit den Abmessungen 69 cm x 37,7 cm cm (Bauteile 7). In diese Bretter müssen wir je eine passgenaue Öffnung für den Torrahmen sägen oder fräsen. Ein Torrahmen von Leonhart hat eine Stärke von 2 mm. Die Öffnung muss daher folgende Abmessungen
haben: 20,9 cm breit und 8,2 cm hoch. Wir zeichnen die Mitte der Seitenwand mit einer senkrechten Linie an und messen vom oberen Rand 11,5 cm ab. Hier liegt die Grundlinie der Toröffnung. Zum Anzeichnen der Öffnung verwenden wir die dem Bauplan als Anlage beigefügte Schablone (Seite 2).

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Dann benötigen unsere Torwände noch Fräsnuten, in die wir das Spielfeld einschieben können. Die durchgehende Fräsung beginnt 11,5 cm von der Oberkante entfernt. Ihre Breite richtet sich nach der Stärke der Spielfeldträgerplatte. Für den Einbau eines Leonhart-Spielfeldes sollte sie etwa 13 mm breit sein. Die Nut soll gut 5 mm tief sein.

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Nun können wir die Multiplex-Torwand auf unserem Torkasten-Rohbau aus MDF montieren. Ober- und Unterkanten der Bauteile schließen bündig ab. Zu den Seitenwänden hin lassen wir die Multiplexplatte zu jeder Seite 5 mm überstehen. Diese Überstände verschwinden später in entsprechenden Fräsungen in den Seitenwänden, was mit dafür sorgt, dass die Bauteile immer in der gleichen festgelegten Position miteinander verbunden werden können

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-> zu Teil 2
 
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