Die Frage hab ich jetzt schon öfter gehört und da gerade auch eine steigende Anzahl an Stürmern ein 3/4-Jet-System spielt (gefühlt halb Hamburg), kann ich mal versuchen zu antworten. Bin auch wahrlich kein Meister darin (Grüße gehen raus an NF), aber evtl. kommen mir ja beim Schreiben ein, zwei Ideen

Ich gehe mal von einem 3/4-Jet-System von rechts (Auflage auf 1/4 rechts) aus, die andere Seite ist analog plus ein paar setupbedingten Änderungen.
Was macht den Schuss aus?
Rechts-Kurz ist allgemein ein sehr beliebter und wohl auch einfacher Jet; analog zum Marc-Balic-Pin-System hat der Stürmer hier die Möglichkeit, bei der kleinsten Lücke ein Tor zu erzielen (die Gesamtdauer des Schusses ist sehr gering).
Links-3/4 ist auch sehr angenehm zu schießen, zumindest gibt es da keine größeren technischen Schwierigkeiten (insgesamt ist es natürlich trotzdem schwer, den Schuss zu können, aber verglichen mit einem 3/4-Links-Pinshot ist das nichts

).
Die Mitte wird durch einen kurzen Linksjet bedient. Machbar.
Vorteile/Nachteile:
Erstmal das Offensichtliche: der Schuss durch die Mitte kommt, anders bei der Mittelauflage, nicht durch stumpfes "Geradeaus-schießen", sondern durch einen kurzen Jet. Bei der Mittelauflage kommt es oft vor, dass die Schützen nicht durch die Mitte schießen können, ohne mit dem Wackeln aufzuhören - damit verraten sie sich aber natürlich. Klingt zwar kurios, aber erst auf höherem Niveau können die meisten Jetschützen wirklich gut geradeaus schießen (ist beim Pinshot nicht groß anders mit dem Kurbler).Vorteil: der Mitte-Schuss ist ansatzloser.
Rechts-Kurz & Links-3/4 sind tendenziell ebenfalls einfacher zu schießen als aus der Mitte in beide Richtungen: nach rechts kann man, salopp gesagt, nicht viel verkehrt machen, da der Weg sehr kurz ist; nach links wird es schon schwieriger, aber die meisten legen mehr Kraft in den Links und damit klappts dann. Vorteil: die Schüsse sind leichter präzise in die Ecke zu schießen. Nachteil: die unterschiedlich langen Wege und damit verbunden der unterschiedliche Druckpunkt, den die Schützen aufwenden -> nach links wird der Jet "reingehämmert" (Hauptsache schnell) und nach rechts "reingezwirbelt" (Hauptsache präzise). Tolle Fachausdrücke, ich weiß.
Alles in allem: schwierig zu verteidigendes System bzw. kann man mit relativ wenig Technik damit sehr schnell Gefahr ausstrahlen.
Wo setzt man an als Verteidiger?
Punkt 1: man muss nicht zwingend vor dem Ball stehen - der Geradeaus-Jet ist aus dem Wackeln gar nicht einfach und wenn der Verteidiger auf 3/4 rechts rumgammelt, ist auf jeden Fall rechts davon Platz (vorausgesetzt, der Torwart ist nicht in derselben Ecke). Andererseits müsste der Verteidiger schon sehr genau auf rechts stehen, damit der Geradeaus wirklich sicher offen ist (mit ein bisschen 'Schwimmen' verdeckt man den Punkt ganz gut). Natürlich kann es sein, dass der Gegner den irgendwann mal schießt, aber höchst unwahrscheinlich 3x in Folge. Von den ca. 1000 Jets, die ich aus dem System bekommen habe, waren vielleicht 10-20 geradeaus geschossen. (Alle Angaben ohne Gewähr)
Punkt 2: die Auflage beachten. Ist der Ball voll geklemmt? Welchen Druck wird auf den Ball gegeben bei welchem Schuss? Sieht man vielleicht vor dem Schuss an der Auflage, welcher Schuss gerade möglich ist?
Beispiele:
a) Figur ist rechts vom Ball, d.h.: viel Druck für den Rechts oder über den Ball gehen und dann nach rechts schießen mit wenig Druck (siehe Post im anderen Thread über Wechsler); wenig Druck für nach Links.
b) Figur ist genau über dem Ball und wackelt: auf den Ansatz achten -> der Schütze muss für die eine Seite (dreifacher Weg nach links) viel mehr Kraft aufwenden als für die andere und sollte sich theoretisch verraten
c) Figur ist links vom Ball: nach rechts geht nur mit sehr wenig Druck, nach links wenn dann nur kurz oder mit Druck (dann geht aber rechts nicht) oder nach rechts über den Ball wandern und dann mit demselben Druck nach links schießen.
Punkt 3: allgemeine Regeln beim Halten.
1) Alle drei Figuren benutzen - gerade Jetschützen haben damit einige Probleme, wenn das Außenmännchen hereingezogen wird.
Bsp: Verteidiger auf links, Torwart in der Mitte -> Verteidiger auf rechts reinziehen. Klappt auch mehrmals im Spiel, wenn man variiert: einmal den oberen Verteidiger (vom Goalie aus gesehen) nur nach rechts reinziehen, das nächste Mal bis zur Mitte und beim übernächsten Mal, wenn der Stürmer darauf wartet, dass man mit dem Außenmännchen zu weit reinzieht (typischer Haltefehler und sehr gerne von Stürmern ausgenutzt), nach dem Hereinziehen auf rechts stehenbleiben - das Stehenbleiben ist in dem Fall ganz wichtig, denn der Stürmer reagiert auf das Bild "oh, jetzt ist der Verteidiger da reingezogen" und realisiert unter Umständen gar nicht, dass der Goalie vorhat, da stehen zu bleiben. Am besten tut man noch so, als ob man nach dem Reinziehen weggehen würde.
2) Präferenzen herausfinden: jeder Stürmer mag das eine mehr, das andere weniger. Was ist sein erster Schuss; muss er sich manche Schüsse vornehmen, um sie zu schießen; traut er sich nicht, um den Verteidiger herumzuschießen, wenn der auf Links-3/4 steht; ist der Verteidiger auf rechts mit Figur nach vorne, bemerkt er dann, dass die Mitte offen ist (ungünstiger Blickwinkel des Stürmers, Mitte ist durch die Zwei verdeckt und man kann oft mit dem Torwart auf Links stehen, ohne Angst vor dem Schuss in die Mitte haben zu müssen); wann schießt er am liebsten; mehrmals eine Seite oder immer im Wechsel; das Feld ist hier unglaublich weit offen.
3) Den Stürmer locken: oftmals geht es bei Stürmern im Kopf nur um die Frage "Rechts oder links?" - dementsprechend ist dann die Mitte erst die letzte Option. Hat man den Stürmer dazu gebracht, nach der ersten Frage den Blick auf die Mitte zu wechseln (im aktuellen System der Links-Kurz), auf was schaut er als nächstes, wenn er sieht, dass die Mitte zu ist? Wenn er in die Mitte schießen will, also einen kurzen Jet, und angenommen eine Auflage hat, bei der die Figur genau mittig auf dem Ball ist, braucht es für Rechts-Kurz und Links-Kurz denselben Druck. Nach dem Fokus auf die Mitte: bleibt der Druck gleich, kommt eher ein Rechts(-Kurz), erhöht sich der Druck, eher ein Links(-3/4). Danach geht es weiter - schaut der Stürmer nochmal in die Mitte oder wandert der Blick wieder in beide Ecken? Vielleicht wartet er beim nächsten Mal einfach 15s, bis die Mitte mal auf ist (wäre typisch für "muss sich den Schuss vornehmen").
4) Haltetechnik verbessern: man kann unendlich viel machen, um die Aufmerksamkeit des Stürmers auf die eigenen Puppen zu lenken, was in meinen Augen immer das Ziel sein sollte. Das ist einigermaßen vergleichbar mit "Gucke ich beim Elfmeter aufs Tor, kommt mir das riesig vor, aber wenn ich auf Manuel Neue schaue, ist das Tor ganz klein"

Beispiele: Druck auf der Stange, Figurenbewegung nach vorne/zurück, "schwimmen lernen", Außenmännchen präzise reinziehen, Außenmännchen präzise reinziehen antäuschen - sogar eine andere Handhaltung beim Verteidigen kann Wunder wirken.
Das ist alles nur unvollständige Theorie und es ist definitiv auch nicht alles richtig, was ich schreibe - richtig und falsch gibts in der Hinsicht nicht, dafür ist es viel zu komplex, um es mit einem Schwarz/Weiß-Denken erklären zu wollen. Jeder muss für sich eine Lösung finden, je nach den eigenen Stärken/Schwächen. Wenn du so schnell bist wie Tom van der Cauter, kannst du dir das gesamte Mindgame in 90% aller Fälle sparen.