Gleitlager - Fragen und Ideen

phitschi

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Hallo,
habe mir kürzlich einen Ullrich Home Kicker gekauft.
Seit dem ersten Tag beschäftigen mich die Gleitlager.
Überall ist zu lesen was man am besten verwendet damit die Stangen am besten gleiten.
Mir geht jedoch die ganze Zeit durch den Kopf, dass man die Gleitlager selbst erheblich besser konstruieren könnte.

Für mich ergeben sich folgende Fragen auf die ich gerne eine Antwort von erfahrenen Kickerfans hätte.

Warum verwendet man für die Gleitlager keine selbschmierende Kunststoffe?
Warum macht man in den Gleitlagern eine normale Bohrung statt diese bikonkav (geringere Auflagefläche) auszudrehen?

Über konstuktive Antworten würde ich mich freuen...
 

FrankD

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Warum 2. : Die Reibung ist von der Fläche unabhängig. Sagt die Physik und hat hier Recht.
Und eine kleine Auflagefläche würde schneller verschleißen, drum lassen Wir
die Lager besser so tief wie Sie sind.
Warum 1. : Weil die Tischhersteller Schreiner sind und keine Maschinenbauer.

Zu Teflon (PTFE) : Eigentlich ist das Zeug Sondermüll. Ich frage mich ernsthaft, warum das Zeug
als Pfannenbeschichtung überhaupt zugelassen ist, da es im Verdacht steht
Krebserregend zu sein.
Zudem kann PTFE nicht im Spritzguss gegossen werden. Weil es nur schwer schmilzt. Ein reines Teflon-Lager wäre nahezu unbezahlbar.

Anderst verhält es sich, wenn kleine Teflonpartikel, quasi als Pulver, mit einem schmelzfähigen Kunststoffgranulat (z.B. POM) vermischt wird
und diese Mischung in der Spritzgussmaschine erhitzt wird. Die dann entstehend Pampe kann dann gut in Formen gespritzt werden.
Es entsteht dann ein Werkstoff vergleichbar mit einem Kuchen mit Rosinen drinn. Die Rosinen sind dann das Teflon.
Der Reibkoeffizient dieser Mischung ist dann aber natürlich nicht mehr so gut wie reines Teflon, aber immer noch besser als nur reines POM.
Und das fertige Gleitlager ist einigermaßen bezahlbar.
Insofern ist die Bezeichnung "Lettner Teflonlager" bei KK gelinde gesagt irreführend.
Zumal reines Teflon weiß ist.
 

Fredl

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das ganze ist korrekt
Besser währe die beschreibung POM mit 20% Teflonanteil.
Die Problematik liegt eigendlich ganz wo anderst. Da die verwendeten Teile keine Achsen sondern Rohre sind, und diese haben halt erhebliche Massstolleranzen, entfalltet das Lager im eigendlichen Sinne gar keine Selbstschmierung ausserdem sind die auftretenden Drehzahlen doch eher gering- ausser die Kurbler unter euch.
Die Probleme die im Lager auftreten sind zum einen die extreme durchbiegung der Stangen mit einem möglichst kleinen Lagerspiel aufzunehmen.
Die Tolleranzen der Stangen mit denem beim Spritzguss auftretenden Schwundmaße sind natürlich ebenso zu berücksichtigen und das ganze sollte natürlich bezahlbar beiben. Ausserdem haben wir natürlich Probleme mit Temperaturdifferenzen und Schmutz. Und noch immer mit Pronto- sorry an der Stelle aber das verträgt sich mal gar nicht.

Wir haben selber rund 1 Jahr gebaucht bis das Lager passte. Ausserdem haben wir die Form in der Zwischenzeit bereits 4 x verändert um die oberen Probleme in den Griff zu kriegen.
Ich denke das das Lager was zur Zeit im Handel ist POM mit oder ohne Teflon bereits sehr leichtgängig ist und seines gleichen sucht- natürlich auch immer mit der passenden Stange. Was nützt das beste Gleitlager wenn die Stange schei...e beschichtet oder geschliffen ist.

Ausserdem leisten wir und schon keine Maschinenbauer mehr sondern schon Dipl. Ing um das ganze nur annähernd zu verstehen
Alfred
Schreinerei Lettner
 

FrankD

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Hallo Fa. Lettner,

hätte nicht gedacht, daß dieses Forum so große Beachtung bei Euch findet.
Und daß Ihr so schnell ( 2 St. ! ) auf bestimmte Themen reagiert.

Toll finde ich auch, daß man mal aus erster Hand Einblicke in die Entwicklungspraxis
von einem scheinbar so banalen Teil wie einem Gleitlager erhält.
Iss ja auf den ersten Blick nur ne Plastikhülse.

Dipl. Ing. FrankD
 

phitschi

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Vielen Dank erstmal für die zahlreichen Antworten und das Intresse am Thema.

Durch einen Bekannten habe ich die Möglichkeit mir die Gleitlager aus Teflon für kleines Geld drehen zu lassen.
Die Bohrung bzw. Passung des Gleitlagers spielt sicherlich eine große Rolle.
Passungen im hundertstelbereich sind Unsinn, da in diesem Fall das Gleitlager selbst auch sehr präzise ausgerichtet sein müsste.
Die Passung lasse ich herkömmlich und nicht konkav, so können die Lager auf einer konventionellen Drehmaschine (nicht CNC) hergestellt werden.
Ich denke das ein Spiel von 0,2-0,3 mm ausreichend ist.
Sollte sich herausstellen, dass es gut funktioniert starte ich vielleicht noch einen Versuch mit einer konkaven Lageröffnung (CNC notwendig).
Das hätte noch den Vorteil, dass das Lagerspiel noch geringer gewählt werden könnte auch wenn die Gleitlager nicht exakt positioniert sind.

Ein Versuch ist es wert...
 

klaschatx

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Bei einem zu engen Spiel läufst du Gefahr, dass eine sich biegende Stange im Lager verkantet und "hängenbleibt", statt schön locker und ohne Widerstand durchzulaufen.

Grüße
klaschatx
 

klaschatx

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Bei seinem ersten Versuch will er aber eine normale Bohrung nehmen!

Grüße
klaschatx
 

FrankD

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2/10 reichen. Siehe "Pimp my Chinakracher" im selben Forumthema.
Ich würde es aber eher mit "Murthfeld Grün" versuchen.
Reines PTFE ist rel. weich.
Wobei natürlich die Belastungen in einem Kicker nicht so extrem hoch sind.
Aber Du willst die Dinger ja auch festschrauben, nicht das die Schraubenbohrungen,
mit denen Du die Bundbuchsen dann festmachen mußt, Dir ausbrechen !
Beim Drehen einen großen Spanwinkel wählen und mit rel. großer Spantiefe arbeiten.
Also Aluschneidplatten.
Ist aber schon eine Aktion, 16 so Dinger drehen !
 

RealGeizt

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Ich werde meine Gleitlager auch aus PTFE selbst drehen. (Auch Günstig bei ebay zu bekommen).
Bei nem Bekannten waren am selbst-restaurierten Kicker von Leonhart Spiel in den Gleitlagern von bis zu 0,7 mm. Das war mir echt etwas viel.

Ich denke ich werde 0,05 mm zunächst realisieren und gucken, aufbohren geht immer :)

Zur Konstruktion: Ich werde nur Hülsen (PTFE) zwischen den Flanschen (aus 1.4301 oder 1.4305) verwenden. Die Flansche an sich werden nicht mit dem Holz verschraubt sondern ineinander.
Wenn es soweit ist, mach ich mal ein paar Fotos. :)

Schönen Sonntag noch!

PS: Hat schonmal jemand daran gedacht die Hohlstangen (1.4301, 16x2,5) mit Gießharz zu füllen?
 

Jadam

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Ich könnte mir vorstellen, das das porös wird beim Spielgebrauch. Die frage bleibt, warum sollte man das tun?
Carbon mit Epoxi füllen wäre vielleicht eine Variante...
 

FrankD

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Endlich mal ein kompetenter Gesprächspartner.
Frage meinerseits: kann man nicht eine lagerhaltige Buchse nehmen, und diese mit einer Stellreibahle um das notwendige Übermaß von 2/10 bis 3/10 aufreiben ?
Und wenn nur eingeschränkt, welcher Werkstoff wäre hierfür besser Geeignet ?
Warum gerade Werkstoff J ?
Ist nicht eher auf geringes stip-slick zu achten, und wenn ja, welcher Werkstoff ist dabei optimaler ?
 

Selbermacher

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Ich hatte damals Lager bekommen die teilweise einen Absatz auf der Innenseite hatten.
Bevor ich mir den Umstand mit Reklamieren und hin- und herschicken machte, habe ich die Lager
mit einer selbst angefertigten Reibaale (ungehärtet) aufgerieben. Das ging so gut, dass ich diese Provisorische Reibaale noch immer habe. (y)
 

K7ckerBoy

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Ich geb mein bestes FrankD ;)

Warum gerade J? Weil dieser Werkstoff eben genau keine Stick-Slip-Neigung aufweist. Ist schon richtig, dass das hier der entscheidende Punkt ist. Und genau da ist iglidur J optimal.
Klar kann man auch mit einer der zahlreichen lagerhaltigen Buchsen arbeiten. Die Frage ist, ob die der maßlichen Einbausituation entspricht bzw. passend gemacht werden kann. :-?

K7ckerBoy
 
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